Ensemble amarcord | Klenke Quartett – »Das Land ohne Musik«
Musik von John Dowland, William Byrd, Orlando Gibbons, Gustav Holst, Benjamin Britten, Philip Glass, Gavin Bryars, James MacMillan und Caroline Shaw
England – »Das Land ohne Musik« ist als Motto für diesen Konzertabend so listig angelegt, dass es energischen Widerspruch herauskitzelt. Dies Urteil ist schnell entkräftet: mit dem unermesslichen englischen Liedschatz von »Greensleeves« bis zu »Yesterday«, dem Popularitätsstatus von Händels »Halleluja« bis zu Elgars »Pomp and Circumstance«, »Ohrwürmern« von Purcells »Come again« bis zu Lloyd Webbers »Memory«, Erfolgsopern von Purcell bis zu Britten, von den Beatles oder Rolling Stones ganz zu schweigen. Wichtiger ist, dass zwei renommierte Ensembles vokal und instrumental als befreundete Partner ein außergewöhnliches Programm mit dem Fokus auf England als Musikland vorstellen. Die Fülle der Programmtitel wirkt zunächst beliebig gestreut, ist aber gedanklich gegliedert in vier Sinngruppen. Dazwischen symbolisiert in drei Einschüben ein unverträglich scheinendes Musik-Paar von Dowland und Glass die Spannweite des Programms von vier Jahrhunderten. Geweitet wird der Blick durch Beiträge aus der überseeischen »Neuen Welt« auch mit Musik der 40 Jahre jungen, in den USA ausgebildeten Sängerin, Geigerin und Komponistin Caroline Shaw. Ihrem sensiblen Klangempfinden, ihrer unmittelbar ansprechenden Tonsprache gehören der Anfang und das Ende unseres Konzerts. »And the swallow« – Angeregt von der weltweiten Flüchtlingsproblematik, Suche nach Geborgenheit, vom Psalmentext »Denn der Vogel hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ihr Nest.« ausgehend. »I would hold you« – das letzte Stück aus dem Zyklus »To the hands« mit seinem überraschenden, kulminierenden Abschluss mit dem fast originalen Zitat aus Dietrich Buxtehudes Oratorium »Membra Jesu Nostri« von 1680 (!): »…in medio manuum tuarum«. Ausgestreckte Hände – eine Brücke über Jahrhunderte hinweg, auch zu unserem Konzertbeginn. »Öffnen wir unsere Hände für die anderen; Mauern sind nicht die Antwort!« schreibt Caroline Shaw.