CD-Tip: Das Weimarer Klenke-Quartett spielt Franz Schubert
Thüringische Landeszeitung

Um es gleich am Anfang festzuhalten: Das Klenke Quartett versucht es auch mit dieser in der "Movimentos edition" des Labels Genuin erschienenen CD nicht, mit innovativen Einfällen oder modernistischen Extremen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Im Gegenteil: Annegret Klenke (Violine I), Beate Hartmann (Violine II) Yvonne Uhlemann (Viola) und Ruth Kaltenhäuser (Violoncello) sind den Weg weitergegangen, den sie seit über 20 Jahren mit nachhaltigem Erfolg beschreiten.
Konservativ im besten Sinne, arbeiten die vier Musikerinnen fortlaufend an der Verfeinerung der gestalterischen und klanglichen Grundlagen ihres Musizierens. Dabei suchen sie den bereits erreichten Gleichklang ihrer musikalischen Vorstellungen weiter zu vertiefen und verfolgen dabei doch nur ein Ziel: in das Wesen des Komponisten einzutauchen, es zu erfühlen, es zu durchdringen und dann dem Hörer wie eine spannend erzählte Geschichte, vielleicht sogar wie ein Höhen und Tiefen auslotendes Psychogramm erlebbar zu machen.
Für Franz Schubert hatten sie schon immer eine besondere Vorliebe. Sein romantisch zerrissenes Wesen zwischen sehnsuchtsvoller Hoffnung, hartnäckigem Ringen um gesellschaftliche Anerkennung auch seines Werkes und letztlich das schmerzvoll-verzweifelte Scheitern fanden sie visionär thematisiert in seinen Streichquartetten. Und sie begaben sich sehr bald auf die Suche nach diesem Frühvollendeten - heute legen sie mit dreien seiner Werke, mit dem Quartettsatz c-Moll D 703, dem sehr frühen Quartett C-Dur D 446 und dem Quartett a-Moll "Rosamunde" D 804 das Ergebnis ihrer Studien vor.
Man spürt das vorangegangene hartnäckige Ringen um den Charakter jedes einzelnen Themas, jedes Abschnittes, jeder klanglichen Nuance wie jeder rhythmischen Figur, man spürt aber auch, dass auf Basis dieser Erkenntnis jeder Takt, jeder Satz hingebungsvoll und herrlich übereinstimmend gestaltet wird. Dabei geht es den Damen niemals nur um die Feinzeichnung von Episoden, so sehr sie gerade hier mit trefflicher Gewichtung zwischen Melodiestimme und Begleitung, mit unaufdringlich eingepassten Mittelstimmen oder harschem Kontrast zwischen Akzenten und schwebender Pianoatmosphäre für sich einnehmen.
Es wird wohl ihr Geheimnis bleiben, wie sie es fertigbringen, die Sätze wie die Werke insgesamt dennoch über alle Höhen und Tiefen hinweg als stimmiges Ganzes erscheinen zu lassen. Das aber ist dann wohl nicht anders zu nennen als: die Hohe Kunst des Quartettspiels.
Hans-Jürgen Thiers
07.06.15 / TLZ