Assoziative Klangbilder
Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Ein Jahr nach seiner "Sommernachtstraum"-Ouvertüre antwortet der achtzehnjährige Felix Mendelssohn Bartholdy in seinem genialischen Streichquartett a-Moll op. 13 auf Beethovens letzte Gattungsbeiträge. Auf Mendelssohn bezieht sich Karl Goldmark – bis 1933 in Deutschland und bis 1938 auch in Österreich berühmt für seine Oper "Die Königin von Saba" (1875) – in seinem einzigen Streichquartett B-Dur op. 8 (1860), das dem dreißigjährigen Autodidakten zum Durchbruch verhalf. In beiden Werken hat die erste Violine eine rezitativische Schlüsselrolle, einem Vorsänger in der Synagoge vergleichbar. Doch denkbar unterschiedlich ist die Herkunft der Komponisten: dort der hochgebildete Bankierssproß, hier der bitterarme ungarische Kantorensohn mit zwanzig Geschwistern, der aus chronischem Geldmangel erst mit zwölf Jahren lesen und schreiben und nie professionell komponieren lernte.
Um so erstaunlicher ist die einfallsreiche Dringlichkeit, mit der sich Goldmarks Quartett neben Mendelssohns motivisch beziehungsreichem Viersätzer behauptet. Dazu trägt das 1991 gegründete Weimarer KLENKE QUARTETT entscheidend bei. Es verstärkt die Klangschwelgerei nicht emphatisch, sondern gibt ihr temperamentvoll und mit einer bekömmlichen Prise Herbheit Kontur. Zugleich spüren die vier jungen Damen die Triebkräfte auf, die scheinbar assoziative Klangbilder zusammenhalten.«
Ellen Kohlhaas